1. 2. Die strukturell-phänomenologische Dimension des Feldbegriffs
Die so fassbar werdende, strukturelle und phänomenologische Präsenz eines modernen und durchgängig ganzheitlich formulierten Evolutionierungs- bzw. erzieherischen Umformungs- und Selektions- bzw. Reinigungsanspruchs ließ die These von der Tradierung strukturell-faschistischer Phänomene in den untersuchten Psychomarktprojekten und den damit verquickten Evolutionsmissionen formulieren und Strukturperspektiven zur Untersuchung dieser These entwickeln. Dieser strukturell-phänomenologische Untersuchungsansatz stellte den evolutionär-zivilisatorischen Umerziehungs- und Höherentwicklungsanspruch der NS-Diktatur und ihre "Psychologie der Verführung" in den Feldhintergrund und ließ diesen Hintergrund- über den zeitgeschichtlichen Strukturbezug auf Mehrgenerationenfelder
- über den Strukturbezug auf einen bis heute wirksamen Ideologiebildungsgrundbestand
Damit ist der Feldbegriff, Feldbezug der Studie sowohl gegenwarts- als auch zeitgeschichtlich kontextualisiert. Dies definiert ihn im gesellschaftshistorischen Zeitachsenbezug (vordergrund- und hintergrundbezogen) und verankert ihn darüber in einem gesellschaftssystemischen Differenzierungsbezug (NS-Parameter, Totalitätskriterienbezug).
Da diese Vordergrund-/ Hintergrundbezugnahme auf die Unterschiede in den Feldbeziehungsqualitäten und -strukturen verweist,- z. B. auf den Unterschied, dass die NS-Bezugnahme auf die göttliche Urrasse bzw. Urwurzel und der darauf bezogene Reinigungsanspruch im arisch-völkischen Evolutionierungs- und Selektionsbezug und damit rassistisch ausgedeutet und somit auf besonders krasse und menschenverachtende Weise ausgelegt wurde und
- z. B. auf den Unterschied, dass dies nicht subkulturell feldkollektiv sondern in staatlich organisierter Form, d. h. institutionell gewaltsam und in gesellschaftssystemischem Ausmaß agiert und durchgesetzt worden ist,
Beides, die Gegenstandsverankung und der strukturell-phänomenologische Auslotungsbezug ("grounded theory"),
- definiert den Feldbegriff gesellschaftssystemisch vordergrund- und hintergrundbezogen (Band 3, S. 221) und
- lässt ein subkulturelles Strukturphänomen (Schwendtern 1978) von einem gesellschaftlichen unterscheiden.
- die zeitgeschichtliche auf die NS-Diktatur und
- die gegenwartsgeschichtliche auf die Entwicklung von Demokratie und spätkapitalistischem Strukturwandel (wissenschaftlich-industrielle Entwicklung, Globalisierung).
- strukturell-phänomenologisch feldexemplarisch als auch feldvergleichend untersuchen und
- die Ergebnisse der Struktursichtungen strukturanalytisch erörtern ließ.
Darüber entstehen zahlreiche Strukturperspektiven, welche die Bedingungen für das Entstehen der gesichteten Strukturtypologien und -analogien ausloten. Diese Strukturperspektiven lassen nicht nur nach der Tradierungsrelevanz stetig wiederkehrender Strukturphänomene fragen (ideologiebildender und -tradierender Grundbestandsbezug), sondern auch nach den handlungs- und bedürfnis- bzw. interessenbezogenen Strukturmustern und nach den wichtigsten Feldeinbindungs- und Erziehungsstrategien im untersuchten Feldspektrum. Dies lässt eine neue Felduntersuchungsdimension entstehen, die zu fein(feld)strukturellen Auslotungsperspektiven einlädt.
Hierfür wird der Ethikbezug so ausdifferenziert, dass der wahrgenommene und auf einen zivilisatorischen Paradigmenwechsel zielende Handlungs- und Interessenbezug, auf den die Erziehung zum Neuen Menschen in den gesichteten Projektfelder ausgerichtet ist, bewertet und hinsichtlich der Konsequenzen und Wirkungsfolgen reflektiert werden kann.