Die felddifferenzierenden Strukturperspektiven (Vordergrund-, Hintergrund-, Vierfelderansatz)

Edition Psychotherapie und Zeitgeschichte

Moderne Erziehung zur Hörigkeit?

Die Tradierung strukturell-faschistischer Phänomene in der evolutionären Psychologieentwicklung und auf dem spirituellen Psychomarkt.
Ein Beitrag zur zeitgeschichtlichen Introjektforschung in drei Bänden.


8. Die felddifferenzierenden Strukturperspektiven (Vordergrund-Hintergrund-/ Vierfelder-Ansatz)

Da die vorne vorgestellten zwei gesellschaftssystemischen Perspektiven in alle strukturperspektivischen Feldbetrachtungsebenen des Vierfelderansatzes und damit zuletzt auch in den Blick auf die tiefenpsychologisch relevanten Abwehrstrukturen und deren Vereinnahmung und Verwertung durch die verschiedenen Evolutionsmissionen und Psychomarktprojekte mit einfließen (Band 3, S. 516 - 539, 580 - 662, 746), bildete sich auch eine felddifferenzierende Strukturperspektive heraus (mikro- und makrosozialer Betrachtungsbogen).

In der Studie wird eine konfliktbereite Gegenwehr und offen interessenbezogene Abwehr von einem konfliktvermeidenden und manipulativen oder irrationalistisch sowie neurotisch oder narzisstisch verzerrten Abwehrbezug unterschieden. Damit können über den strukturperspektivischen Vierfelder-Vordergrund-Hintergrundbezug der 8. Strukturperspektive sowohl die Einflüsse der global-industriellen Produktions- und Marktentwicklungsdynamiken als auch die Einflüsse aus der NS-Diktatur und ihrem Ideologiebildungsgrundbestand bis in den individuellen Feldbezug (Abwehrkollusionsbezug) hinein berücksichtigt werden.

Hierfür bezogen sich die gesellschaftssystemischen Strukturfokussierungen auf die untersuchten Irrationalismusphänomene
  1. im gesellschaftssystemischen Feldbezug,
  2. im sozialen und Rollenfeldbezug,
  3. im primär- und sekundär-sozialisatorischen Feldbezug und
  4. im individuellen oder interpersonalen Feldbezug.
Daran kann die gestalttherapeutische Forschung mit Perls' strukturell feldpsychologischem Figur-Grund- bzw. Vordergrund-Hintergrundbezug auf "strukturelle Holoide" (Perls 1944 / 1989) und die Psychoanalyse im zeitgeschichtlich reflektierten Fallbezug oder im Abwehrkollusionsbezug anknüpfen. Hierzu müsste allerdings akzeptiert werden, dass die Studie den narzisstischen Selbstausdehnungs- und Objektbezug insgesamt ideologiekritisch und schulenunabhängig reflektiert.

Damit bestimmen der 1. und die 8. Strukturperspektivenbezug stark den theoretischen Untersuchungsansatz der Studie, wobei der doppelt strukturell-gesellschaftssystemisch (d. h. politökonomisch und zeitgeschichtlich) angelegte Ideologiebildungs- und Tradierungsbezug auch totalitätsdifferenzierende Strukturperspektiven auf die betrachteten irrationalistisch ausgestalteten Gesellschafts- und Feldphänomene im Untersuchungsspektrum erforderte.
Diese Strukturperspektiven konnten erst auf der Grundlage der Vierfelderstrukturperspektiven entwickelt werden und erweitern diese im Hinblick auf die Auslotung der evolutionsmissions- und feldspezifischen Totalitätsdichte (Band 3, S. 183, 239, 242 - 246, 279, 492 f, 497 f, 507, 568, 595, 629, 652).

Diese totalitätsdifferenzierenden Strukturperspektiven basieren auf fünf Feldtotalitätskriterien. Diese beziehen sich hinsichtlich der Einbindungsdichte auf alle vier Felddimensionen und verweisen hier auf einen gezielten Griff:
  1. auf das Lebensganze,
  2. auf die identifikatorischen Bezugnahmen, welche die persönliche Identitäts- und Lebensentwicklung bestimmen,
  3. auf spezifische, suggestiv sowie reaktiv ansprechbar bleibende Dynamiken von Psyche, Unterbewusstsein (Introjekte, bestimmte Entwicklungsdefizite, narzisstische Kompensationen, traumabezogene Verarbeitungsweisen etc.),
  4. auf regressiv ausgerichtete Psychodynamiken und Sehnsüchte des Einzelnen bezüglich seines sozialen und intimen Beziehungsfelds, wobei gefragt wird, ob und in welchem Ausmaß hier die ansprechbaren Schichten operational genutzt werden und
  5. auf große Bereiche der sozialen und beruflichen Identitäts- und Kompetenzentwicklung.

Dies ließ einen abwehr- und einbindungsorientierten Struktursichtungsbezug auf die psychomarktspezifischen Projektfeldpraktiken entstehen (Band 3, S. 182 f, 242, 248, 711 - 719, 722 f). Dieser rückt z. B. den jeweils feldspezifisch ausgestalteten Konfluenz- oder Entgrenzungsmodus im Identitätsdekonstruktions- und programmatischen Identitätsbildungsbezug auf den "Neuen Menschen" mit "Neuem Bewusstsein" in den Untersuchungsfokus und lässt auch den Verwertungsbezug auf vorhandene Narzissmusphänomene in Form eines evolutionär-spirituellen und -psychologischen Auf- und Abwertungsmodus im Sonnenlogos-, Evolutionsglaubens- und im zivilisatorischen oder im wissenschaftlichen Paradigmenwechselbezug erfassen.

Die totalitätsdifferenzierenden Strukturperspektiven verweisen hierbei erneut auf die tradierungsbezogene edeutung des "Absolutheitsbezugs" und des "höherwertigen Grund- und Gestaltordnungsbezugs", mit dem der "feldspezifische Einbindungs-, Führungs- und Instrumentalisierungsanspruch" (mit zunehmender Ausdehnungstendenz "nach Innen und nach Außen") und die damit verbundene feldspezifische Verwertungsausrichtung begründet wird, wobei gefragt wird, wie "hermetisch-symbiotisch" und "ganzheitlich ergreifend" das Feldsetting angelegt ist. Zur Untersuchung der Tradierungsthese dient zudem ein strukturell-faschistischer Felddifferenzierungsmodus.
Hierbei interessiert, wie stark dieser Verwertungsbezug über psycho- und soziogrammatische Totalitätsfaktoren im Feld (Dichtegrad) durchgesetzt wird und wie umfassend die feldspezifische Verwertungs- bzw. Instrumentalisierungssymbiose alle vom Feldtypus abweichenden Entwicklungsmöglichkeiten über die feldtypischen Auf- und Abwertungen reduziert ("hermetische Systembildungstendenz": Band 3, S. 729). Die Nähe zum NS-Parameter wächst hierbei mit der Dichte der aufgeführten psycho- und soziometrischen, grundbestandsspezifisch geprägten, psycho- und soziogrammatischen Totalitätsfaktoren in den gesichteten Feldstrukturen bzw. Feldpraktiken und mit deren organisationsstruktureller Verankerung.

Diese Strukturperspektiven lassen damit sehr unterschiedliche Aspekte von Totalitätsverdichtung erfassen (Band 3, S. 176 - 184, 365) und zuletzt auch hinsichtlich der Nähe zum NS-Parameter bewerten (Band 3, S. 324 - 372, 481 - 499, 539 - 569). Sie differenzieren auch die gesellschaftssystemischen Strukturperspektiven auf Herrschafts- und Instrumentalisierungssymbiosen und ihre Psycho- und Soziometrie im Vierfelder-Vordergrund-Hintergrundbezug.

Um den Irrationalismusbildungsaspekt im Vierfelderansatz weiter auszuloten, wurden des Weiteren felddifferenzierungsorientierte und antithetisch differenzierende Strukturperspektiven gebildet, deren Auslotungsdimension auf der gesellschaftssystemischen Feldstrukturebene durch die Pole "Rationalismus - Irrationalismus", "Aufklärung - Romantik", "konkreter - absoluter oder legendisierender Geschichtsbezug" etc. bestimmt wurde.

Sie loteten auf individueller bzw. interpersonaler Feldstrukturebene zuletzt auch irrationalistische Wahrnehmungs- und Verarbeitungsweisen aus.
Diese mikrosoziale Felddimension war durch die von Perls (1944 / 1989) in "Das Ich, der Hunger (...)" dargelegte, antithetische Differenzierungsprinzip (in Bezug auf Denken - Glauben, Binden - Lösen) und seine dort ausgeführten Bezugnahmen auf eine kategoriale Wahrnehmungs- und Differenzierungsstruktur inspiriert worden (Band 3, S. 172, 203, 206, 316 - 320, 720).

Dies lenkte die Aufmerksamkeit auf sozialisatorisch bedingte bzw. erlernte irrationalistische und entdifferenzierende Wahrnehmungs- oder Konfluenzstrukturen im idealtypischen Ganzheitsbezug und ließ diese im untersuchten Feldspektrum sichten (vgl. "entwicklungspsychologische Strukturperspektive").
Damit standen sich folgende, erlernte Wahrnehmungs-, Differenzierungs- und Zuordnungsweisen gegenüber: Eine rationale und kategoriale Wahrnehmungs-, Differenzierungs- und Zuordnungsweise (Aufklärung, rationale Wissenschaft, sozialgesellschaftliche Rechtsentwicklung) und eine dualistisch glaubensorientierte Wahrnehmungs- und Zuordnungsweise, die auf "absolute Geschichtsentwicklungen", "urrassebezogene Entwicklungsstufen der Menschheit" bzw. "göttliche Urwurzeln und Entwicklungsutopien" sowie auf theokratische Macht-, Rechts- und Ordnungsentwicklungsideale ausgerichtet blieb (Theosophie, sozial-darwinistisches Evolutionsideal, kosmisch-gestalttheoretische Ordnungs-,/ Ganzheits- / Höher-entwicklungsutopie etc.).

Die antithetischen Strukturperspektiven ließen auch die in den untersuchten Feldpraktiken gesichteten Wahrnehmungsentdifferenzierungs-, Konfluenzpraktiken und Identitätsdekonstruktionstechniken weiter ausloten und bezogen sich hierfür auf die Pole
  1. "Binden - Lösen": Hier konnten die schulenübergreifenden, entwicklungs- und tiefenpsychologischen Strukturperspektiven im gesellschaftlichen und persönlichen Interessen-, Bedürfnissicherungswahrnehmungs- und Abwehrbezug anknüpfen (vgl. Band 3, S. 82, 172, 182 f, 203, 206, 244, 287, 453, 719);
    Ein zu unverbindliches Feldeinbindungs-/ Bindungsgefüge entzieht sich dem sozialen Verantwortungsbezug. Ein zu dichtes Feldeinbindungs-/ Bindungsgefüge verhindert systematisch Selbstbesinnung, Selbstbestimmung und einen eigenen Bedürfnisbezug und bei defizitärer Autonomieentwicklung auch die Voraussetzung, sich lösen, abgrenzen und die eigene Position finden zu können. In diesem Sinnkontext werden dem solaren Kontakt-, Beziehungs- und Bindungsmodus der wieder loslassende Kontakt-, Beziehungs- und Bindungsmodus gegenübergestellt (Band 3, S. 458 - 497).
  2. "Leistungsprinzip - Lustprinzip": Hier konnten die tiefenpsychologischen Strukturperspektiven im Blick auf rigide und hedonistische Entgrenzungsstrukturtypen anschließen und die Feldeinbindungs- und Feldverwertungsstile im Abwehrnutz- bzw. Umgestaltungsbezug vor dem gesellschaftlichen Hintergrund (gesellschaftliche Forderungsstruktur / ihr Gegenpol) beachtet werden (Band 3, S. 90 - 94, 386 - 423, 439 - 457).
  3. "weltliches - spirituelles Entwicklungsprinzip": Hier konnten die Strukturperspektiven zum Herausschälen der Bedeutung der psychosozialen (Mentzos), feldsozialen und gesellschaftssystemischen Faktoren im Hinblick auf angebots- und evolutionsmissionsfeldspezifische soziogrammatische und feld- bzw. organisationsstrukturelle Entgrenzungstypologien anschließen (vgl. Band 3, S. 94 - 100, 308 - 324, 457 - 480). Hierfür können dann zuletzt auch die weiterführenden Strukturperspektiven (5. - 8.) mit einbezogen werden, was erneut nur auf der Grundlage des Vierfelderansatzes möglich ist (mikro- / makrosozialer Betrachtungsbogen).

    Vgl. in Band 3 zur entwicklungspsychologischen Strukturperspektive S. 365 - 373, 426 - 457, zur 6. tiefenpsychologischen Strukturperspektive S. 90 - 100, 103 - 113, 344 - 351, 375 - 386, 417 - 426, 522 - 539, 596 - 657 und zur 7. sozialisationshistorischen Strukturperspektive S. 426 - 439, 539 - 569.

Die über die 8. Strukturperspektive psycho-/soziometrisch (feldphänomenologisch differenzierend) angelegten gesellschaftssystemischen Strukturperspektiven geben mit ihren Totalitätsdifferenzierungs- und antithetischen Auslotungsbezugnahmen sowohl den anderen Grundbestandsperspektiven als auch den entwicklungs-, tiefenpsychologischen, sozialisationshistorischen Strukturperspektiven auf strukturell-faschistische Ideologiebildungs-/ tradierungsphänomene zahlreiche Anschlussmöglichkeiten.
Dies verweist auf das integrative und theoriebildende Potenzial der 8. Strukturperspektive. Dieses wird durch die ideologiegeschichtliche Dimension weiter vertieft (vgl. hierzu die Internetseiten "Feldbegriff", "die fünf Ethikbezugnahmen").