Zur Auslotung des irrationalistischen Evolutionsbezugs

Edition Psychotherapie und Zeitgeschichte

Moderne Erziehung zur Hörigkeit?

Die Tradierung strukturell-faschistischer Phänomene in der evolutionären Psychologieentwicklung und auf dem spirituellen Psychomarkt.
Ein Beitrag zur zeitgeschichtlichen Introjektforschung in drei Bänden.


3.2 Die Auslotung des irrationalistischen Evolutionsbezugs

Der Untersuchungsgegenstand lässt sich aber auch über seine universalisierende Tradition-Fortschritt-Polarität, d. h. über seine spirituell-politischen Urwurzel- und seine evolutionären Fortschritts- bzw. Höherentwicklungsbezugnahmen definieren. Diese wirken bis in die Wissenschaftsentwicklung hinein und werden hier über die Bezugnahme auf die Irrationalismusentwicklung in den Humanwissenschaften phänomenologisch strukturorientiert beleuchtbar. Diese spirituell, philosophisch oder wissenschaftlich universalierte Ausrichtungsstruktur lässt die feldspezifischen Ausgestaltungsweisen und Umsetzungspraktiken hierzu sichten und aufzeigen.

Über diese spirituell-politische Tiefungsebene öffnet sich ein Zeitfenster, das den Untersuchungsgegenstand als Ausschnitt eines modernen Irrationalismusphänomens mit Bezugnahmen auf gnostische, urmenschlich-neugnostische bzw. theosophische und auf evolutionär-wissenschaftliche, -konzeptionelle und -praxeologische Wende- und Führungsansprüche konturiert, - und zwar vor dem Hintergrund der Evolutionsbewegung unter nationalsozialistischem Paradigmenwechsel- und Führungsanspruch. Dadurch erkennt man das Untersuchungsspektrum als Teilbereich eines weitaus größeren Tradierungsphänomens, das Ewald einer politisch-spirituellen und evolutionär-psychologischen Irrationalismusrenaissance zugerechnet hat. Hierüber wird einerseits ein politisch-spiritueller und evolutionär-ideologischer und andererseits ein gestalttheoretischer und operational-wissenschaftlicher Tradierungsfundus deutlich, der den Untersuchungsgegenstand einerseits als eingegrenztes und strukturell-phänomenologisch klar erkennbares Feldphänomen und andererseits als glaubens-, ideologie- und wissenschaftsgeschichtlich tradiertes Irrationalismusphänomen untersuchen lässt.

Beide Seiten dieses Irrationalismusphänomens interessieren dabei auch als Reaktionen auf gesellschaftliche Strukturbrüche, die durch das Fortschreiten der wissenschaftlich technologischen und industriellen Revolution stets von neuem erzeugt werden. Dies lässt eine gesellschaftssystemische Sicht auf den untersuchungsrelevant werdenden, irrationalistischen Tradierungsfundus einbeziehen und - wegen der fließenden Grenzen des untersuchten Psychologiespektrums zum Phänomenfeld der modernen Evolutionsmissionen - auch die Bedeutung der modernen Expansionsprojekte mit ihren Programmatiken und Pilotprojekten im Blick auf die Strukturbrüche in der gegenwartsgeschichtlichen Gesellschaftssituation reflektieren. Hierfür lässt sich der Untersuchungsgegenstand als Vordergrund-Hintergrund-Phänomen (Perls 1989) mit mehrperspektivisch erschlossenem Tradierungsfundus definieren. Dies lässt ein umfassendes Tradierungsgeschehen im gesellschafts- bzw. kulturgeschichtlichen Hintergrundbezug darstellen und es gleichzeitig in seiner gegenwartsgeschichtlichen Erscheinungsform auf dem psychosozialen Markt beleuchten.

Hierbei wird das Segment des spirituellen Grundbestands in Manichäismus und Theosophie als ältester evolutionär-ideologischer Tradierungsfundus deutlich. Von diesem hebt sich im Vordergrund ein ideologisches Grundbestandssegment aus dem angloamerikanischen und aus dem europäisch faschistischen und postfaschistischen Evolutionsglaubens- und Evolutionsmissionsspektrum ab. Dieses Grundbestandssegment wird als konkret zeitgeschichtlicher und gesellschaftssystemischer Tradierungsfundus konturierbar. Es zu erschließen und die darin enthaltenen Tradierungsstrukturen herauszuarbeiten, ist Aufgabe des ersten Bandes, während der zweite Band den Untersuchungsgegenstand im Kontext mit der evolutionär-programmatischen Psychologieentwicklung untersucht. Beide Bände reflektieren den Untersuchungsgegenstand als Vordergrund-Hintergrund-Phänomen, was sowohl felddifferenzierend, als auch strukturell-phänomenologisch und deshalb grundbestandsorientiert bzw. den jeweiligen Zeitfenstern entsprechend "hermeneutisch strukturverweisend" geschieht.